UNDENHEIM - Da ist das Zitat „Wenn du nicht auf deine Füße aufpasst, kannst du nicht wissen, wohin sie dich tragen.“ Da ist Forrest Gump, der drei Jahre einfach immer weiterläuft. Und da ist Hape Kerkelings „Ich bin dann mal weg“. Und da ist Folke Ludewig, irgendwie von allem etwas. Er steht im Hof des Weinguts Bernhard in Undenheim, ein drahtiger Mann mit Handkarren, Warnweste und Lachfalten in der wettergegerbten Haut. Seine letzte Station bevor er aufbricht, zu seiner letzten Etappe. Dann hat er sie geschafft, die Erdumrundung, 40 000 Kilometer, seit er aufgebrochen ist, damals vor 13 Jahren. Als er beschloss zu laufen.
2005 stand er an der Werra, zuhause im hessischen Bad Sooden-Allendorf und dachte sich, dass er lange schon nicht mehr zu Fuß unterwegs war. Er traf eine Frau, die ihm vom Jakobsweg erzählte. Und er lief los, von Weil am Rhein bis nach Rügen, die ersten 1000 Kilometer. Und er lief immer wieder los, den ersten Jakobsweg, den zweiten und alles, was irgendwie auf -wanderung enden kann: Küsten-, Fluss-, Kloster-. „Das ist eben mein Weg“, sagt er.
Die Freiheit liegt auf der Straße
Seine Füße stecken in Wollsocken, in Trekkingschuhen, er weiß nicht das wievielte Paar das ist, er musste es schon wieder flicken an der Sohle, mit einem Stück Reifengummi. Einst war er Freiberufler im Landschaftsbau, legte Gärten für Seminarhäuser und Parks an, verdiente 5000 Euro im Monat. Aber die braucht er nicht, wenn er ständig unterwegs ist. Er braucht etwas anderes. Zeit. „Ich wollte meine Freiheit“, sagt er. Ohne Bindungen. Sei 13 Jahren nur noch Gelegenheitsjobs, was er so findet, so auf dem Weg, mal in der Großküche, mal im Weingut. Er will ja jederzeit wieder loslaufen können. Geld liegt nicht auf der Straße, nein, aber die Freiheit, die liegt auf der Straße. Bei etwa vier Kilometern die Stunde waren es knapp 10 000 Stunden, von den 13 Jahren war er vier auf der Straße. „Einfach leben“, nennt er das.
Folke Ludewig mit Wagen und durchgelaufenen Schuhen auf seiner Station im Undenheimer Weingut Bernhard. Foto: hbz/Michael Bahr Foto: hbz/Michael Bahr
Und so lebt er: Ein Handkarren, verschnürt mit einer Plane, der Wanderbeutel im Großformat. Darin sind Zelt, Schlafsack, Essen, Arznei, Kocher, Töpfe, Kleidung, Wasser, Ersatzschuhe, Karten, Fotoapparat, 100 Kilo insgesamt. Er hat ebenso sehnige Arme wie Beine, er drückt den Handkarren vor sich her, nur bergab läuft er vorne weg. Warnweste und Fahne müssen sein, er läuft ja auf der Straße, Feldwege gehen mit dem Karren nicht. Die Autos ziehen an ihm vorbei, es ist ihm egal. Vor ein paar Jahren sei er bis zu neun Stunden am Tag gelaufen, bis in die Nacht hinein, über 40 Kilometer am Tag. Er merkt, dass es jetzt weniger sind, sieben Stunden, 30 Kilometer. Er ist 61 Jahre alt. Er will nicht mehr lange warten mit den letzten Schritten zu einem Ziel, dass er beim Start noch gar nicht kannte. 40 000 Kilometer. Einmal um die Welt. Wer hätte das gedacht? Er nicht. „Wenn man nicht weiß, wohin man will, so kommt man am weitesten“, soll Shakespeare mal gesagt haben. Und Ludewig sagt: „Das ist jetzt etwas, das ich geschafft habe.“
Wenn die Straße ein Fluss ist, dann lässt sich Ludewig darauf treiben. Manchmal drückt er einen Obstaufkleber auf seinen Karren. Hunderte sind daran, aus spanischen, portugiesischen, französischen, deutschen Supermärkten. Wenn er ein schönes Gebäude sieht, sieht er es sich an, in einen schönen See springt er hinein, er bleibt, wo es ihm gefällt und egal, wieviel es in den sieben Wochen in Spanien geregnet hat, er wollte nie, wirklich nie, zurück. Und er ist allein, aber nicht einsam. „Das liegt doch an einem selbst“, sagt er.
Er rede viel mit Leuten, nur wenige seien feindselig, die meisten freundlich, einige interessiert. Zu sich selbst finden, die innere Ruhe entdecken – Phrasen unserer Zeit, die Gesellschaft hat eine neue Wanderlust gepackt. „Viele fragen mich, wie ich es schaffe, mir eine Auszeit zu nehmen“, sagt er. Dabei sei er doch nur seinem inneren Gefühl gefolgt. Und das habe doch jeder Mensch.
Ludewig hat nicht wirklich die Erde umrundet. Er ist im Zickzack durch Europa gelaufen. Hat er nur sich selbst umkreist? Ist er weggelaufen oder einen anderen Weg gelaufen? Jedenfalls hat er nicht aufgepasst, wohin ihn seine Füße tragen, er ist immer weitergelaufen und war einfach mal weg. Die Lachfalten in seinem Gesicht sind tief.
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